I. Mangelhafte Bauteile
Ist das Bauteil daran schuld, liegt das meist an Wärmebrücken. Wärmebrücken sind Bauteilbereiche, die aufgrund ihrer Geometrie, des Materials oder der Konstruktion ein anderes (schlechteres) Wärmeverhalten zeigen, als die sie umgebenden Bauteilschichten.
einige Beispiele:
Wärmebrücke durch das Material und die Geometrie bedingt
rein geometrische Wärmebrücke
materialbedingte Wärmebrücke
Wärmestrom in der Vektorendarstellung
Schimmel hängt bei fehlerhaften Bauteilen meist mit Wärmebrücken zusammen.
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Leckagen im Bereich dieser Bauteile verschärfen das Problem, da das Bauteil weiter abkühlt wenn kalte Luft in das Gebäude dringt. Oder es kommt zu weitere Durchfeuchtung (Auskondensieren), wenn warme Luft im Winter nach außen strömt.
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Die DIN 4108 macht klare Vorgaben, welchen Mindestanforderungen Bauteile unterworfen sind. Das Bauteil hat unter normierten Randbedingungen (Temperatur innen und außen, Wärmeübergangswiderständen, relative Raumluftfeuchte) einem Relativtemperaturfaktor (frsi) von größer/gleich 0,7 zu entsprechen. Hierbei wird auch die Möglichkeit auftretender Kapillarkondensation berücksichtigt.
Bei dem dargestellten Flachdach, war das nicht der Fall.
Es ergab sich nach Messungen und den daraus abzuleitenden Berechnungen ein Wert von lediglich 0,54.
Auch bei bestangepasstem Nutzerverhalten, war hier die Schimmelpilzbildung kaum zu vermeiden.
Die Messungen und Berechnungen hierzu verlangen eine ordentliche und kalibrierte Messausrüstung, sowie weitreichende bauphysikalische Kenntnisse. Mehr dazu unter Ursachenermittlung.
II. Ungenügendes Lüften und ungenügendes Beheizen
Durch das Lüften der Wohnung führen wir Kohlendioxid, übermäßige Feuchte, sowie Schadstoffe und Gerüche ab.
Als Daumenregel kann man sich merken, dass ein 4 Personenhaushalt durch Kochen, Duschen, Wäschetrocknen etc. ca 10 Liter Wasser täglich an die Raumluft abgibt.
Wird dies nicht abgelüftet steigt die relative Feuchte der Luft an, bis diese kein Wasser mehr aufnehmen kann, und es kommt zu Kondenswasserausfall.
Da warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann als kalte Luft, fällt das Wasser an kühleren Bauteilen (Wärmebrücken) zuerst aus, und bildet dort die Grundlage des Schimmelpilzwachstums.
kleines Beispiel:
außen: - 5 Grad C, Nebel (d.h. 100 % relative Luftfeuchte)
innen: 20 Grad C, 60 % relative Luftfeuchte
Sie lüften, natürlich stoßlüften (wegen der Energie).
Die mit Wasser vollständig gesättigte Luft, wird nach dem Schließen der Fenster erwärmt, und kann jetzt viel mehr Wasser aufnehmen. Die relative Luftfeuchte sinkt auf unter 40 %. Auch an kühleren Stellen des Raumes (Wärmebrücken) steigt, bei ordentlichen Bauteilen, die relative Feuchte nicht soweit an, das dort sich Schimmel bilden würde. Auch die ausreichende Beheizung stellt sicher, dass die Außenbauteile nicht soweit abkühlen, dass hier Feuchte auskondensiert.
richtiges Lüften!
Tipps zum richtigen Heizen und Lüften
- Mehrfach am Tag, mindestens jedoch morgens und abends Stoßlüften. je kühler die Raumtemperatur, desto öfter sollten Sie lüften.
- Innentüren von unterschiedlich beheizten Räumen geschlossen halten. Nicht von einem Zimmer in ein anderes, sondern immer nach draußen lüften.
- Große Mengen an Wasserdampf (z.B. durch Kochen oder Baden) sofort nach draußen ablüften. Die Zimmertür geschlossen halten, damit sich der Wasserdampf nicht in den übrigen Räumen verteilt.
- Muss Wäsche in der Wohnung getrocknet werden, öfter nach draußen lüften.
- Große Schränke möglichst 2 bis 4 cm von Außenwänden wegstellen.
- Besonders bei neuen Isolierglasfenstern häufiger lüften als früher.
In Ecken, hinter Möbel, Bilder, Vorhänge gelangt nur wenig Frischluft. Hier kommt es meist auch zu einem signifikanten Temperaturabfall.
War das früher anders?
Man hört häufig in der Diskussion:
"Die Probleme haben wir erst seit dicht gebaut wird."
Jedoch garantieren Undichtigkeiten in der Bauweise keinesfalls den nötigen Luftwechsel, denn insbesondere an mäßig warmen Tagen ohne Wind tut sich durch die Fugen garnichts. Andererseits würde heute niemand mehr Zuglufterscheinungen und extreme Wärmeverluste einfach hinnehmen. Der Gewinn an Wohnkomfort bedingt auch die Anpassung an die geänderten bauphysikalischen Verhältnisse.
So war das früher:
- Türen und Fenster waren sehr undicht. Durch die Verwendung von Einzelöfen, die Verbrennungsluft durch den Kamin aus dem Raum heraus abführten, strömte durch Ritzen und Fugen viel frischluft nach. Bei den damaligen Brennstoffpreisen kein großes Problem.
- Es wurde kaum in der Wohnung gewaschen und getrocknet. Dafür hatte man Waschküchen und Dachböden.
- Die damaligen Fenster waren die am schlechtesten isolierten Bauteile. Der Wasserdampf kondensierte dort aus, und wurde in Rillen aufgefangen, oder sogar nach außen durch Bohrungen abgeleitet. Da die Feuchte dort auskondensierte wurden wärmere Bauteile kaum feucht.
und so ist es heute:
- Wäsche wird in den Wohnungen getrocknet und gewaschen, es gibt mehr Bäder und Duschen. Die Feuchtelast in den Gebäuden wurde gesteigert. Die Dachböden und Waschkeller sind oft in Wohnraum gewandelt worden.
- Die Fenster und Türen sind dicht. Die Heizungen sind meist zentral ausgeführt, damit entfällt der Kamineffekt.
- Die modernen Verglasungen sind insbesondere nach der Sanierung eines älteren Gebäudes (ohne zusätzliche Außenwanddämmung) nicht mehr der schwächste Punkt. Die thermischen Schwachstellen liegen dann woanders, und dort kondensiert dann die Feuchte aus.
Fazit:
Natürlich müssen wir neuen Bauweisen unser Nutzerverhalten anpassen.
Sanierungen sollten immer einem Konzept folgen, sonst kommt es schnell zu Problemen.